1. Lernen Sie, die Symptome einer psychischen (schizophrenen) Erkrankung zu erkennen:
Lernen Sie die Auswirkungen der Erkrankung kennen – informieren Sie sich über Positiv- und Negativsymptomatik bei Schizophrenie. Sprechen Sie mit anderen Angehörigen oder einem Facharzt und sammeln Sie Informationen zum Krankheitsbild. Dies ist wahrscheinlich der erste und wichtigste Schritt, um Ihren Angehörigen besser zu verstehen und ihn so unterstützen zu können.
2. Informieren Sie sich über die Nebenwirkungen von Medikamenten:
Psychopharmaka können starke Nebenwirkungen verursachen und es besteht die Gefahr von Wechselwirkungen mit frei verkäuflichen Medikamenten sowie Suchtmitteln (z.B. Benzodiazepine und Alkohol!). Bei manchen Psychopharmaka sind regelmäßige Blutkontrollen angezeigt, z.B. um die Zucker- und Cholesterinwerte zu bestimmen.
3. Informieren Sie sich über das Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz BW und das Betreuungsrecht:
Mit Sicherheit die schlimmste Situation im Leben des Betroffenen und der Angehörigen: Die Situation eskaliert und der Erkrankte befindet sich in einer akuten Krise. Bereiten Sie für sich einen Notfallplan vor: Wen können Sie anrufen? Welche Klinik, welcher Facharzt ist zuständig? Wo sind alle wichtigen Dokumente für einen Krankenhausaufenthalt? Machen Sie sich vertraut mit den rechtlichen Grundlagen für einen (un)freiwilligen Klinikaufenthalt.
4. Erstellen Sie einen Notfallplan zusammen mit dem Betroffenen:
Besprechen Sie, wenn Ihr Angehöriger psychisch stabil ist, was seine Wünsche und Forderungen sind für den Fall einer psychischen Krise. In welches Krankenhaus möchte er/sie? Was soll auf jeden Fall in die Tasche gepackt werden? Möchte sie/er besucht werden? Am Besten erstellen Sie zusammen eine Patientenverfügung, in welcher der Betroffene genau angeben kann, wie er in der Klinik behandelt werden will. Vielleicht bietet Ihre zuständige Klinik auch eine Behandlungsvereinbarung an, die bereits im Vorfeld abgeschlossen werden kann – so kann auf die Wünsche des Patienten – so möglich – eingegangen werden. Denken Sie auf jeden Fall an eine Schweigepflichtsentbindung – nur so ist das medizinische Personal überhaupt berechtigt, mit Ihnen zu sprechen.
5. Stellen Sie sich eine Notfalltelefonliste zusammen und halten Sie sie griffbereit:
Im Notfall werden Sie keine Nerven haben, Telefonnummern zusammenzusuchen. Notieren Sie sich wichtige Nummern wie: behandelnder Psychiater und/oder Psychologe, Hausarzt, Sozialpsychiatrischer Dienst, Betreuungsbehörde, Krankenkasse, Familienmitglieder, Freunde des Erkrankten usw.
6. Informieren Sie sich, welche Hilfs- und Unterstützungsangebote es für Ihren Angehörigen und für Sie gibt:
Gibt es eine Tagesstätte, Informationsangebote zu arbeits- und sozialrechtlichen Themen, einen Freizeitclub, eine Selbsthilfegruppe o.ä.?
7. Und der wichtigste Punkt: Achten Sie auf sich selbst:
Eine psychische Erkrankung ist für alle Mitglieder einer Familie eine große Herausforderung und verlangt sowohl dem Betroffenen als auch den Angehörigen viel ab. Der Weg zur – manchmal leider nicht vollständigen – Gesundung ist oft mit herben Rückschlägen gepflastert und Angehörige laufen so oft Gefahr, ihre eigene Gesundheit und Lebensqualität aus den Augen zu verlieren. Achten Sie ganz besonders gut auf Ihre psychische und körperliche Gesundheit – nur ein starker, stabiler Angehöriger ist einem psychisch erkrankten Menschen wirklich eine Hilfe. Legen Sie Schuld- und Schamgefühle ab – Sie haben die Krankheit nicht verursacht! Tauschen Sie sich hierzu mit anderen Angehörigen aus. Suchen Sie ggf. professionelle Hilfe bei einem Therapeuten/einer Therapeutin. Versuchen Sie, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten und so ein starkes Unterstützer-Netzwerke hinter sich zu haben. Treffen Sie sich auf einen Kaffee mit Freunden (oder, wenn es grad ganz schlimm ist, auf einen Schnaps), gehen Sie aus, machen Sie Sport, ein Kinoabend. Alles, was Ihnen guttut und Freude macht, hilft mit, dass Sie wieder Energie tanken können für die täglichen Herausforderungen.